file Frage Club Joker City oder doch was anderes?

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20 Dez 2020 08:22 - 22 Feb 2021 18:01 #6483 von di999
Club Joker City oder doch was anderes? wurde erstellt von di999
Hallo zusammen
Ich lese zwar schon lange hier im Forum mit, habe aber selber noch nie was geschrieben. Da mir Berichte zum Kauf und zu den ersten Übernachtungen mit so kleinen Campern bei der Kaufentscheidung sehr geholfen haben, möchte ich hier aber auch meine eigenen ersten Erfahrungen mit einem Club Joker City teilen (halt etwas viel Text). Ich hoffe, anderen ihre Kaufentscheidung und ihre ersten Camping-Ausflüge damit etwas zu erleichtern.

Relativ spontan und durch die seit Anfang 2020 aktuelle Corona-Krise angetrieben, haben wir, d.h. meine Frau und ich uns entschlossen, einen Minicamper zu kaufen und sind dabei schliesslich beim Club Joker City gelandet.

Wie kommen wir zum Campieren mit einem Mini-Camper?
Seit mehr als 20 Jahren mieten wir jedes Jahr ein Wohnmobil, einen Campervan oder einen Truckcamper und ich war bisher der Meinung, dass dies gegenüber dem Fahrzeugneukauf die günstigere Variante sei, da
- immer ein relativ neues Fahrzeug verwendet werden kann
- die totale Kosten auch nach 20 Jahren geringer sind, als wenn man die Kosten eines Fahrzeugneukaufs sowie die Steuern und die Versicherung einrechnet
- die Fahrzeug und der Standort den jeweiligen Ferienplänen anpassbar sind (d.h. kombinierbar mit Flugreisen etc.).

Doch dann kam Corona und plötzlich war das spontane Mieten eines Campers zeitweilig nicht mehr möglich. So haben wir uns entschlossen, nun doch endlich einen eigenen Camper zu kaufen.

Wie Campieren wir?
Wir reisen herum und schauen das Land, die Gegend, die Natur an. D.h. wir sind nie länger als 2 Nächte am selben Ort und befahren auch enge Strassen und Gegenden mit eingeschränkter Infrastruktur. Entsprechend kochen wir meist selber.

Was passiert mit dem Auto, wenn wir nicht am Campieren sind?
Da, wo wir wohnen, hat es nirgendwo genügend Platz, um ein grösseres Fahrzeug abzustellen. Insbesondere wenn da Fahrzeug höher ist als 2.45 m. Selber haben wir einen Carport mit relativ enger Ein- und Ausfahrt. Eine Recherche hat dann auch ergeben, dass die nächsten, mietbaren Camper-Abstellplätze über eine halbe Stunde Fahrzeit von uns entfernt sind. D.h. den Camper holen und zurückbringen hätte wohl etwa 90 Minuten gedauert und es wäre nie sicher gewesen, ob wir den Camper zum laden oder entladen vor unserem Haus hätten parkieren können.

Welcher Camper ist also der richtige für uns?
Da wir schon in Australien Offroad-Camper mit Aufstelldach und geringem Stauraum gemietet hatten, schien uns in Anbetracht der engen Platzverhältnisse in unserem Carport ein relativ kurzes Fahrzeug mit Aufstelldach das Richtige zu sein. Aufgrund unserer bisherigen Campingerfahrungen und der da gewonnen Vorlieben waren aber auch einige Ausstattungsbedingungen klar:

- Autark für für mindestens 2 Tage und eine Nacht
- Stehküche im Innern
- Separater Küchen und Wohnbereich
- Toilette (oder zumindest nachts genügend Platz für ein Porta-Potti)
- Bettlänge mindestens 2 m (ich bin 1.85 m und hasse es, wenn meine Zehen die Wand berühren, wenn ich auf dem Bauch liege)
- Beim aufrecht stehen und herumgehen darf mein Kopf im geparkten Zustand (=Dach aufgestellt) nicht die Decke berühren (aus Erfahrung weiss ich, dass ich bei 2/3 der gängigen Wohnmobile irgendwo oder sogar überall beim Herumgehen an der Decke anstosse). Beim Sitzen darf das Anstossen an der Decke auch mit heruntergeklapptem Dach nicht passieren.

Was gibt es da für Varianten und welches Fahrzeug ist das beste für uns?
Nach längerer Recherche im Internet fanden wir diverse Fahrzeuge, welche unsere Kriterien voll oder mindestens teilweise erfüllten (vermutlich gibt es noch weitere, ähnliche Fahrzeuge):
- Dreamer Cap Land
- Fiat Randger R535
- Ford Nugget Plus AD
- Reimo Multistyle
- Stylevan Durban
- Stylevan Austral IV
- Stylevan Equinox II
- Westfalia Club Joker City
- Westfalia Jules Verne
- Westfalia Kepler One
- Westfalia Kepler Five
- Westfalia Kelsey

Demgegenüber erfüllen die VW California Modelle und alle anderen, mit dem selben Grundaufbau gebauten Fahrzeuge unsere Bedingungen nicht, sind aber sicher für andere genau die richtigen Fahrzeuge.

Bei einem Womo-Händler in der näheren Umgebung in Delsberg (Delémont) konnten wir 2 der Fahrzeuge unserer Auswahl besichtigen:

Dreamer Cap Land
Die Firma Dreamer gehört genauso wie Westfalia zur Rapido-Gruppe. Der Aufbau des Dreamer Cap Land (Ford Transit Custom) gefiel uns sehr gut. Es war das erste solche Fahrzeug, welches wir besichtigt haben. Die Fahrersitze müssen nicht gedreht werden. Die Sitze der Sitzgruppe empfanden wir aber als relativ unbequem (wie in früheren Wohnwagen). Bei heruntergeklapptem Dach stiess ich im Sitzen an der Decke an. Dabei habe ich sehr lange Beine und einen kurzen Oberkörper. Vermutlich stossen da schon einiges kleinere Personen mit dem Kopf an der Decke an.

Stylevan Durban (VW T6.1)/Westfalia Kepler One (VW T6.1) + Westfalia Jules Verne (Mercedes Vito) + Westfalia Kelsey (Ford Transit Custom)
Auch Stylevan gehört zur Rapido-Gruppe. Der Stylevan Durban wird nicht nur, wie wir später herausgefunden haben, im selben Werk in Frankreich hergestellt, wie der Kepler One, es ist sogar genau dasselbe Fahrzeug einzig mit anderen Furnieren auf den Möbeln, anderen Stoffbezügen und einem anderen Markennamen. Das Fahrzeug gefiel uns recht gut. Was uns störte:
- Abstand von meinem Kopf zum heruntergeklappten Dach auf der Rückbank nur 1 Fingerbreite
- Extrem kleine Kochfelder («Puppenstubengrösse»)
- Kochherd für unseren Geschmack zu tief (dafür natürlich auch im Sitzen bedienbar)
- Betten unten und oben nur 1.90 m lang
- Unten komplizierter Bettenumbau
- Langer Radstand des T6.1, d.h. sehr knappe Ein- und Ausfahrt bei uns im Carport

Den Westfalia Jules Verne konnten wir nirgends besichtigen. Und der Kelsey erscheint scheinbar erst im Jahr 2021. Den haben wir auch noch nicht gesehen.

Club Joker City
Bei einem Westfaliahändler in der Westschweiz fanden wir dann einen Club Joker City (ein frühes 2020-er Modell mit 4-motion, welches als Messe-Ausstellungsfahrzeug gebaut worden ist - noch auf T6-Basis). Daneben stand ein Kepler One, so dass wir die beiden Fahrzeuge direkt vergleichen konnten. Am Club Joker City gefiel uns sofort:
- Eine gefühlt bessere Verarbeitung der Möbel im Direktvergleich trotz ähnlicher Farbgebung
- Mehr Raum über dem Kopf bei heruntergeklapptem Dach auf der Rückbank
- Angenehmere Arbeitshöhe in der Küche, ideal zum arbeiten im Stehen.
- Kürzerer Radstand
- Küche hinten und nicht neben der hinteren Sitzbank
Viele Dinge sind aber sehr ähnlich wie das Brett über der Toilette als zusätzlicher Sitz und Aufgang zum Bett im Aufstelldach (beim Kepler one / Stylevan Durban in der 2021-er Version durch eine Leiter ersetzt), die Anordnung der Toilette und das Konzept einer Duschwanne mitten im Fahrzeug neben der Toilette mit einem Duschvorhang auf alle 4 Seiten. Der Duschvorhang ist im Club Joker City aber höher und damit praxistauglicher als im Kepler One.
Der Händler hat uns dann gleich die Autoschlüssel in die Hand gedrückt und zu einer Probefahrt aufgefordert. Wir waren begeistert, hatten aber doch noch einige Vorbehalte, gleich ein «altes» Ausstellungsfahrzeug zu kaufen:
- Frage 1: Ist der Sitz / Aufgang über der Toilette praktikabel, braucht es keine Leiter? - Im Nachhinein: ja er ist praktikabel und sehr angenehm beim Kochen, wenn man etwas warten muss oder auch, wenn man bei heruntergeklapptem Dach die Hände waschen will.
- Frage 2: Was sollen wir mit dem Duschvorhang (beim Ausstellungsfahrzeug mit dabei)? - Das wissen wir noch immer nicht.
- Frage 3: Brauchen wir den Westfalia-Teppich, welcher beim Ausstellungsfahrzeug schon dabei ist? - Im Nachhinein: Er ist extrem praktisch, wenn man das Auto im Alltagsbetrieb benutzt. Im Camperbetrieb ist er dann aber eher im Weg (man kann ihn dann aber Zuhause lassen). Er gibt im Winter wärmere Füsse.
- Frage 4: Reicht uns der Stauraum? Im Nachhinein: Wenn man mit der Economy-Class Gepäckmenge zu zweit 5 Wochen Campingferien machen kann, wie wir das früher schon gemacht haben, dann hat man sogar noch Platz frei.
- Frage 5: Brauchen wir das Bett unten wirklich (nur 1.80 m lang und 90 cm breit), wäre mehr Stauraum nicht besser? Im Nachhinein: Es ist sehr praktisch, meine Frau schläft jetzt meist unten.

Wir haben dieses Fahrzeug dann tatsächlich gekauft. Vorher haben wir aber nochmals die weiteren, möglichen Kandidaten angeschaut:

Fiat Ranger R535
Leider hatten wir bisher keine Gelegenheit, dieses Fahrzeug zu besichtigen. Der lange Radstand ist für uns wegen den engen Platzverhältnissen aber eher ungeeignet.

Ford Nugget Plus AD
Ein Nachbar von uns hat einen Ford Nugget HD. Den Nugget Plus AD konnten wir an einer Messe besichtigen. Das Fahrzeug sieht weniger teuer aus, als der Club Joker City und ist ja auch weniger teuer. Auch ist das Fahrzeug länger als der Club Joker City und für unseren Carport weniger gut geeignet. Abgesehen davon gefällt und dieses Fahrzeug ebenfalls sehr gut. Den Kopfabstand beim Sitzen mit heruntergeklapptem Dach habe ich aber nicht geprüft.

Stylevan Austral IV und Stylevan Equinox II
Leider hatten wir bisher keine Gelegenheit, diese Fahrzeuge zu besichtigen. Der lange Radstand ist für uns wegen den engen Platzverhältnissen aber eher ungeeignet.

Westfalia Kepler Five
Das Konzept des Kepler Five gefällt uns ebenfalls gut. Er basiert ebenfalls auf dem VW T6.1 mit kurzem Radstand. Das Raumkonzept ergibt etwas mehr Flexibilität im Alltagsbetrieb, welche man sich durch ein Porta-Potti statt einer fest installierten Toilette und weniger Stauraum beim «Wohnen» erkauft. Ansonsten ist das Konzept aber immer noch stark an den Club Joker City angelehnt. Die Bettlänge im Oberen Stock ist aber entsprechend der Kepler-Linie kürzer als beim Club Joker City. Und bei den 5 Sitzplätzen muss ich ein Fragezeichen machen (11 cm mehr Breite der Rückbank als beim Club Joker City ergibt einen Sitzplatz mehr?). Das geht wohl nur mit kleineren Kindern. Abgesehen davon gefällt mir das Konzept sehr gut und gemäss unserem Westfalia-Händler auch den potenziellen Käufern.

Erste Erfahrungen mit dem Club Joker City
Wir haben also im August einen Club Joker City (Occasion-Ausstellungsmodell) gekauft und konnten diesen Anfang September bereits abholen. Bei der Ausstattung konnten wir dementsprechend nicht mitreden:

- VW T6 2.0 TDI EUR6 SCR BlueMotion 110KW, 4-motion DSG7
- Komfortpaket
- Elektrikpaket
- Exterieurpaket
- Auflastung 3 t
- 80 l-Tank
- Parkpilot/Rear View
- Bett in Sitzbank integriert
- Duschvorhang
- Markise
- Fliegenschutzgitter Schiebetür
- Teppich Fahrgastraum

Inzwischen haben wir bereits 18 mal im Fahrzeug übernachtet, auf Höhen zwischen 450 und 2100 m.ü.M und bei Temperaturen zwischen -1° und +14°. Die dabei erkannten Vorteile, Mängel und Lösungen möchte ich nun kurz aufzeigen.

Fahrzeugübernahme und Service
Die Fahrzeugübernahme verlief ohne Probleme. Nach dem ersten Wasser einfüllen und dem Gebrauch der Wasserpumpe bildete sich aber eine Wasserlache am Boden und in der Schublade über dem Gaskasten. Es stellte sich heraus, dass der Duschschlauch nicht richtig angeschraubt war. Das Wasser war zum Glück in die Schublade über dem Gaskasten und von da in die Mitte des Fahrzeugbodens gelaufen und nicht irgendwo hinter dem Kücheneinbau verschwunden. Nach dem Anziehen des Duschschlauches Austrocknen in den Schubladen des Küchenblocks ist nun alles dicht.

Leider muss ich feststellen, dass trotz gutem Service der beiden Westfalia-Händler, mit welchen ich bereits gesprochen habe kaum Zusatzinfos zu meinem Auto erhältlich sind. Auch die Westfalia-Händler warten offenbar wochenlang, bis ihnen Westfalia auf eine Anfrage antwortet. Kundenservice scheint es bei Westfalia nicht zu geben. Ist das Auto gekauft, interessiert man Westfalia offenbar nicht mehr.

Etwas erstaunt waren wir auch über den VW-Service auf deren Homepage. Als wir das Auto bei unserem französischsprachigen Händler übernommen haben, waren alle Dokumentationen in französisch. Rasch lieferte uns Westfalia aber ein PDF-Dokument der Betriebsanleitung einer Vorgängerversion (2019-er Version) des Club Joker City in deutsch. Der Versuch, über die VW-Homepage die T6-Dokus ebenfalls in deutsch zu bekommen, scheiterte aber mit dem Hinweis (sinngemäss), dass die Dokus nicht in deutsch erhältlich seien, weil wir ein französischsprachiges Fahrzeug fahren würden. Dies änderte sich erst, als wir bereits nach einem Monat unseren ersten Marderschaden hatten. Ich brachte das Fahrzeug zum nächstgelegenen VWN-/California-Händler. Dieser wollte die Reparatur gratis durchführen. Wir entschlossen uns dann aber, gleich einen Marderschutz (Elektroschock-Platten) einzubauen. Bei dieser Gelegenheit hat er unser Fahrzeug auch gleich auf Deutsch umgeschrieben.

Reisen
Das Herumreisen im Club Joker City gestaltet sich zu zweit sehr komfortabel. Passagiere auf der Rückbank (maximal 2) reisen auch sehr komfortabel mit. Das Auto basiert aber auf dem VW T6 Kastenwagen. Die Heizung/Lüftung kommt deshalb nicht an die teuerste Version des California Ocean heran. Insbesondere für die Passagiere auf der Rückbank gibt es nicht denselben Komfort wie im California Ocean. Dafür hat man seine Toilette immer dabei. Diese kann nämlich auch auf Parkplätzen und bei heruntergeklapptem Aufstelldach benützt werden. Das Herumsuchen nach Parkplätzen mit Toilette fällt also weg. Zum Händewaschen klappen wir immer das Bettaufstiegsbrett herunter und setzen uns da drauf (das Brett hat ja auch ein Sitzkissen), dann stimmt es auch wieder mit der Deckenhöhe.
Die Privacy-Verglasung ist so gut, dass, wenn im Fahrzeug kein Licht brennt und wenn die Sonne nicht direkt durch die Frontscheibe ins Fahrzeug scheint, niemand von draussen mitbekommt, was man im Toilettenbereich des Fahrzeugs so treibt. Trotzdem wäre es auch beim Club Joker City - genau wie ab 2021 beim Kepler One/Stylevan Durban eingeführt - wünschenswert, wenn man an der Heckscheibe ein Rollo hätte, welches man runter ziehen kann. Auch wenn der Effekt mehrheitlich nur psychologisch wäre…

Möbel
Von der Möblierung merkt man beim Fahren nicht sehr viel. Auf unebenen Strassen knirscht der Tisch und die Abdeckung der Wände. Unter der Sitzbank verstaute Gegenstände aus Metall schlagen gegen den Metallrahmen des Bettgestells, da sie nicht genügend gesichert werden können. Bei unserem Fahrzeug war der Verschluss der Besteckschublade so knapp eingebaut, dass diese in den Harnadelkurven der Schweizer Passstrassen manchmal auch im verschlossenen Zustand aufging. Wir haben das so gelost, dass wir die Verschlussplatte mittels zweier Unterlagsscheiben unter jedem Schraubenloch ca. 3 mm tiefer gelegt haben. Jetzt hält die Schublade.
Beim Schrank unter dem Kühlschrank war der Verschluss defekt (er ging erst nach mehrmaligen Versuchen und mit einem Trick wieder auf). Da haben wir vom Westfaliahändler nach langem Warten (Westfalia hat zum Versenden 6 Wochen gebraucht) einen Austauschverschluss bekommen.
Sehr unpraktisch und nur schwer zu öffnen oder schliessen scheint uns die Servicetüre. Insbesondere wenn der Teppich drin ist, lässt sie sich fast nicht öffnen oder schliessen. Warum hier ein solch billiges Teil eingebaut worden ist, ist uns schleierhaft.

Schlafen
Da das untere Bett mit 1.8 m Länge und ca. 95 cm Breite für mich zu kurz und für 2 Personen definitiv zu schmal ist, ist der Schlafkomfort im Aufstelldach sehr wichtig. Dieser wird meist als sehr gut beschrieben. Das Bett oben besteht wie inzwischen bei fast allen Minicampern mit Aufstelldach aus einem Lattenrost mit immer derselben Froli-Unterfederung und einer sehr dünnen Matratze, welche im Fussbereich nochmals etwas dünner ist. Dieses System passt sich sehr stark den Konturen eines Schläfers an, reagiert aber bei 2 Personen im Aufstelldach ziemlich unkontrolliert, so dass man sich gegenseitig beim Schlafen stört. Hinzu kommt, dass der Lattenrost für 2 Personen wie in einem französischen Bett zur Mitte hin etwas durchhängt. Die beiden Schläfer rollen nachts also immer zur Mitte hin und stören sich gegenseitig. Für den VW-California gibt es deshalb ein System zu kaufen, wo im Aufstelldach 2 getrennte Lattenroste eingebaut sind (fanello rooftop). Statt der Froli-Unterfederung wird dabei eine dickere Matratze verwendet. Diese passt bei aufgestelltem Dach auch in den Club Joker City, wie ich zusammen mit einem California-Händler ausprobiert habe. Wir haben aber nicht versucht, das Dach bei hineingelegter Matratze zu schliessen. Auch Froli bietet für den California und den Marco Polo härtere Ersatzmatratzen fürs Dachgeschoss an, nicht aber für den Club Joker City…
Ein weiteres Problem der dünnen, weichen Matratze ist, dass die Tellerfedern «durchdrücken» und zu Druckstellen führen. Man muss sich beim Schlafen möglichst zwischen 2 Tellerfederreihen legen, um bequem liegen zu können. Trotzdem schläft man sehr gut, wenn man alleine oben liegt.
Die angesprochenen Probleme haben wir folgendermassen gelöst:
- Nach Möglichkeit schlafen wir «getrennt», d.h. meine Frau, welche kleiner ist als ich, unten und ich oben.
- Wir benutzen Isomatten mit Alubeschichtung (190x120 cm, 2mm dick) als Unterlage der Matratze. Wenn ich alleine schlafe reicht eine solche Matte, für 2 braucht es 2 aufeinander gelegt. Dies reduziert das Durchdrücken der Tellerfedern und das «in die Mitte rollen» beim Schlafen.
- Damit die Isomatten nicht verrutschen, liegen sie unter der Matratze. Matratze und Isomatten sind zusammen noch mit einem Duvett-Bezug (200x160 cm) bezogen.
- Da das Aluminium der Isomatten die Unterlüftung und das Trocknen der Matratze stört, nehmen wir die Isomatten heraus, wenn wir das Fahrzeug nicht als Camper benutzen.
- Zum Schlafen benutzen wir Decken und Schlafsäcke. Die Decken bleiben im Aufstelldach, das Dach lässt sich trotzdem noch schliessen.

Das Bett unten ist sehr bequem aber für mich viel zu kurz. Meine Frau schläft aber sehr gerne darauf. Nachdem wir die korrekte Einstellung des Fahrersitzes nach dem Drehen nun raus haben, lässt sich das Bett fast in Sekunden aufklappen. Auch der Sicherheitshebel ist rasch angebracht (wenn er nicht reinpasst vorne bei der Lehne des Fahrersitzes kurz auf das Bett drücken).

Heizen / winterliche Temperaturen
Wir waren, wie bereits erwähnt, auch schon bei tiefen Temperaturen unterwegs und konnten die Heizung ausprobieren.
- Höhe über Meer: Gemäss Betriebsanleitung funktioniert die verbaute Eberpächer Airtronic D3 nur bei Höhen unter 1500 m.ü.M sicher. Gemäss Westfaliahändler soll man sie aber ungeniert in grösseren Höhen brauchen. Mein Bruder hat eine solche Heizung in einem als Offroad-Camper umgebauten Armeefahrzeug eingebaut. Er hat letzten Juli 10 Tage auf >2000 m.ü.M übernachtet. Die Heizung hat 9 Nächte funktioniert. In der 10-ten Nacht ist sie ausgestiegen. Danach war sie in viel tieferer Höhe erst nach mehrmaligen Versuchen und unter Ausstoss von sehr viel festem Russ wieder zum Laufen zu bewegen. Da beim Typenschild von unserer Heizung noch nichts von Höhenkit steht, möchten wir ein Höhenkit einbauen lassen. Seit Wochen bekommt der angefragte Westfaliahändler hierzu aber keine Infos von Westfalia.
- Temperatur: Die Heizung ist so angebracht, dass es im unteren Teil des Fahrzeuges wohlig warm wird. Im oberen Teil (Bett im Aufstelldach) bleibt es aber recht kühl bis kalt. Bei den California-Campern wurde dieses Problem mit dem Caliheat-System gelöst. Dieser Heizschlauch passt aber nicht in den CJC. Wir haben deshalb unseren eigenen Schlauch gebaut. Dabei gilt es zu beachten, dass die von der Eberspächer ausgestossene Luft gemäss Messungen einer Offroad-Zeitschrift (ich finde den Artikel nicht mehr) maximal 83°C erreichen kann. Die Einzelteile des Schlauchs müssen diese Hitze also aushalten.
Wir haben deshalb ein Rohrteil (Maueranschluss, Rohrdurchmesser 10 cm) aus Metall für den Anschluss an die Heizung (mit 7x1 cm Löchern, damit hinter dem Fahrerhaus weiterhin etwas heisse Luft austritt, befestigt mit einer Papierhalteklammer aus Metall, welche am Bodendurchlass unseres CJC – vermutlich nicht sauber ausgeschnitten, deshalb geht das – angeklippt wird), einen Lüftungsschlauch (Kunststoffschlauch, nicht isoliert, Betriebstemperatur bis 90°C) und ein Endstück mit Klammer (Kunststoff-Mauerdurchführung, Betriebstemperatur bis 70°C – die Luft kühlt bis zu diesem Punkt aber schon stark genug ab und heizt dabei den Raum unten), welches an der Öse zum Herunterziehen des Aufstelldaches befestigt wird. Dies führt zu einer sehr angenehmen Wärmeverteilung im ganzen Fahrzeug. Bei 9°C kann man die Heizung auf etwa 15.5°C stellen, bei -1°C Aussentemperatur auf 18.5°C. Dann heizt es die ganze Nacht auf niederer Stufe durch und ist immer angenehm warm, aber nie zu heiss zum schlafen. Eine Isolation oder Mütze für das Aufstelldach haben wir bisher nicht. Bei Gefahr von Minustemperaturen haben wir aber den Abwassertank offen gelassen und einen Kübel darunter gestellt, damit dieser nicht einfrieren kann.

EDIT: Da bei der beschriebenen Methode zur Befestigung des Zusatz-Heizschlauches (unteres Ende) die Gefahr besteht, dass die Papierhalteklammer in den Warmluftkanal der Heizung fällt, haben wir das System inzwischen geändert. Wir haben bei einem Eberspächer-Händler einen 2-ten 90°-Ausströmer bestellt, bei welchem wir die 4 untersten Schlitze stehen liessen. Über dem 4-ten Schlitz haben wir den "Deckel", d.h. den oberen Teil abgesägt und dann das untere Schlauchende über die obersten verbliebenen 2 Schlitze des Ausströmers gestülpt und mit einer Schlauchbride befestigt. Nun kann einfach der Originalausströmer ausgeklinkt und derjenige am Zusatzschlauch eingeklinkt werden, und es hält. Als zusätzliche Option war beim Ausströmer auch gleich ein neues Bodenteil dabei. Dieses könnte am anderen Ende des Schlauches befestigt werden. Dort kann dann nachts der Originalausströmer eingeklinkt werden und man hat so auch am Schlauchende einen drehbaren Ausströmer.

Kochen / Gasversorgung
Wir haben bereits sehr oft und viel gekocht. Die Arbeitshöhe der Kochfelder und der Spüle ist sehr angenehm zum Kochen, Ablagefläche hat man konstruktionsbedingt aber nur sehr wenig. Sehr angenehm ist der abklappbare Sitz über der Toilette, wenn man beim Kochen etwas warten muss.
Gemäss Betriebsanleitung des Kochherdes (stimmt nicht mit der CJC-Betriebsanleitung überein) verbraucht das linke Kochfeld 116.8 g Gas / h, das rechte Kochfeld aber nur 73 g Gas / h. Die Gasmenge in der R907-Gasflasche (2.75 kg) reicht also ungefähr für 14.5 Stunden wenn beide Kochfelder voll in Betrieb sind. 20 bis 30 Tage und Nächte sollten also möglich sein, wenn einmal am Tag richtig ausgiebig gekocht wird. Unsere Gasflasche ist nun annähernd leer (noch ca. 100 g Gas) und wir haben 25x übernachtet. Aber wir haben nicht ganz jedes mal gekocht. Damit wir den Inhalt der Gasflasche vollständig leeren können, haben wir uns noch einen Druckminderer für Schraub-Gaskartuschen gekauft (GOK Schraubkartuschen Druckminderer 30 mbar – maximaler Gasdurchfluss 1 kg Gas / h). Eine 440g-Kartusche dürfte damit also etwa für 2 1/2 Tage und Nächte reichen, was hoffentlich reicht, die Gasflasche zu tauschen. Kaskaden für 2 Kartuschen, wie von CADAC angeboten, sind aber nicht nötig. Kartuschen bieten auch die Möglichkeit, wenn nötig wintersicherere Gasgemische einzusetzen.

Toilette
Die fest eingebaute Toilette erweist sich als sehr praktisch und ist bei uns (auch wegen Corona) immer in Betrieb. Sie ist auch praktisch, wenn man nicht am Campieren ist. Das Volumen des Schwarzwassertanks reicht, wenn die Toilette immer in Betrieb ist, für knapp 2 Tage für 2 Personen. Dabei sammeln wir das Toilettenpapier separat und werfen es nicht in die Toilette. So verstopft diese nicht und wir müssen auch kein spezielles Camper-Toilettenpapier kaufen. Da das Papier sofort trocken ist, stinkt es auch im normalen Abfallsack nie.

Dusche
Die erste Frage, welche ich mir bei der kombinierten Duschbrause gestellt habe, war, wie schaltet man vom festen Wasserstrahl auf einen Duschstrahl? Ich weiss es ehrlich gesagt noch immer nicht - oder vielleicht geht das gar nicht… Scheinbar kann das Wasser auch nicht an der Brause ein- und ausgeschaltet werden. Man muss durch den Duschvorhang hindurch den Schaltvorgang an der Spüle vornehmen. Ansonsten gibt das Duschen mit aufgehängtem Duschvorhang keine kleinere oder grössere Sauerei als eine normale Wohnmobildusche. Man muss im Nachhinein alles abtrocknen oder – was nur hier möglich ist – den Duschvorhang nach draussen verfrachten.
Da wir das Duschen im Fahrzeug aber auch in den vielen, von uns bereits gemieteten Fahrzeugen wegen der Sauerei schon lange aufgegeben haben, haben wir auch im CJC bisher nicht geduscht.
Aber...wir haben die Duschwanne zum Füsse waschen verwendet. Das geht sehr gut und ist sehr praktisch. Unglücklicherweise ist der Duschschlauch für meinen Geschmack 20 cm zu kurz. Da aber nur der feste Wasserstrahl verwendet werden kann, spritzt es praktisch nicht. Die Duschwanne muss aber danach trotzdem getrocknet werden, bevor der Einlegeboden wieder hingelegt wird.

Zwangslüftung im Aufstelldaches
Die Zwangslüftung des Aufstelldaches bläst den Schläfern im Aufstelldach direkt ins Gesicht. Das ist sehr unangenehm. Wir befestigen deshalb nachts mittels Klettverschlüssen in ca. 4 cm Entfernung von der Zwangslüftung ein Tuch, welches die Luft zur Seite und nach Unten ablenkt. Damit ist der direkte Luftzug weg ohne die Lüftung zu verhindern. So schläft man besser.

4-Motion und Alltagstauglichkeit
Was ich beim Kauf des Club Joker City übersehen habe, was bei mir aber die Alltagstauglichkeit des Fahrzeuges etwas einschränkt (ich muss oft Feld- und Forstwege sowie verschlammte Steinbrüche befahren), ist der in der Reserveradmulde verbaute Abwassertank. Dieser reduziert die Bodenfreiheit des Fahrzeugs enorm und der Auslassstutzen reicht sogar noch etwas tiefer nach Unten. Zweimal war dieser nun schon mit Dreck gefüllt, weil er am Boden gestreift hat. Ich werde ihn wohl beim Fahren mit Malerabdeckband zukleben müssen und über eine Höherlegung oder Luftfederung nachdenken müssen.
Abgesehen davon ist das Fahrzeug alltagstauglich. Es ist für den Alltag genügend Stauraum vorhanden. Einzig für grosse, sperrige Gegenstände sind Fahrzeuge wie der VW-California natürlich besser.
Ich konnte mit dem Fahrzeug inzwischen auch verschneite und vereiste, steile Forststrassen befahren. Es zeigt sich, dass der 4-Motion-Antrieb auch ohne die mechanische Hinterachs-Differentialsperre auf solchen Strassen genügt. Auf diesen Strassen gilt ja: wo ich noch knapp hochkomme, da komme ich nicht mehr runter, ohne abzustürzen. D.h. eine mechanische Hinterachsdifferentialsperre bringt auf solchen Strassen nur zusammen mit einer Geländeübersetzung etwas, sonst ist sie gefährlich...

Würde ich das Fahrzeug nochmals kaufen?
Ja, aber ich würde auf bestimmte Dinge achten:
- Unser Fahrzeug hat keine Vorbereitung für eine Anhängerkupplung, diese würde ich mitbestellen, da eine Nachrüstung ohne Vorbereitung offensichtlich gewisse Nachteile bietet (Kabelführung unter dem Fahrzeug etc.).
- Ich würde das Fahrzeug von Anfang an etwas höher legen. In der Praxis zeigt es sich, dass die magische Höhengrenze bei uns 2.10 m ist und nicht 2.00 m. Da muss ich nicht auf die 1.99 m Höhe des Fahrzeuges achten.
- Auf den Duschvorhang würde ich verzichten.
- Ich würde das Höhenkit für Heizbetrieb auch über 1500 m.ü.M von Anfang an einbauen lassen (falls dies nicht inzwischen sowieso eingebaut ist).
  EDIT: Man kann das Höhenkit nicht vorher einbauen lassen.
- Campingausstattung: Auf das Campingset von Westfalia würde ich vermutlich weiterhin verzichten. Wir haben nun kompakte Stühle (Packmass: Durchmesser 12 cm, Länge 37 cm), welche hinter dem Bett Platz finden. Ein Campingtisch mit geringem Packmass fehlt uns aber noch.

Gruss Dieter
Letzte Änderung: 22 Feb 2021 18:01 von di999. Grund: Angepasster Zusatzheizschlauch
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21 Dez 2020 15:39 #6486 von Rebellion
Rebellion antwortete auf Club Joker City oder doch was anderes?
Nur ein kleiner Tip: Wenn der Schlafkomfort auch mit den wunderbaren Frolis, die es ja in drei unterschiedlichen Federhärten gibt, nicht ausreichend ist, hilft anstelle des ständigen Mattengerödels eine individuell gefertigte Zwei-Zonen-Matratze (am besten mit einem Viscoschaumanteil), die es für ca. 550,- € gibt.

Ansonsten stören neben den viel zu schmalen Betten (beide nicht Zwei-Personen tauglich) und der unverschämten Preisgestaltung für das Gebotene beim Club Joker City der selbst für zwei Personen völlig unzureichende Frischwassertank mit lediglich 32 Litern und der denkbar ungünstig positionierte, unisolierte Frischwassertank.

Mehr als eine Alternative, wenn es nun unbedingt ein Aufstelldach sein muss, ist der shorty Nugget AD mit zwei wirklich vernünftigen Betten und der fabulösen Winkelküche. Die fehlende Indoor-Dusche kann man mit dem jetzt schon legendären "Thalys-Duschdarm" ebenso nachrüsten (vgl. hierzu auch die Erfahrungsberichte im Nugget-Forum) wie den Allradantrieb bei Extrem-Fahrzeuge, wobei man mit der vernünftigen AT-Bereifung ala BF Goodrich KO 2 auch abseits befestigter Straßen schon erstaunlich weit kommt.

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21 Dez 2020 18:28 #6488 von di999
Die Betten im Nugget AD sind wirklich einiges breiter als im Club Joker City - oben ganze 17 cm und unten ein Doppelbett an Stelle eines Einzelbettes. Dies einerseits, weil der Ford Transit nach Oben nicht so stark schmaler wird, wie der VW Bus. Andererseits erkauft man sich dies mit einem 8 cm breiteren Fahrzeug, was im Alltagsbetrieb zumindest bei den schmalen Parkplätzen hier in der Schweiz dazu führt, dass das Fahrzeug nicht mehr überall gut hineinpasst, sodass man dann nur noch durch die Schiebetür aussteigen kann.

Wer zu Zweit unterwegs ist, für den ist der Club Joker City ideal. Bei mehr als 2 Personen ist der Ford Nugget AD oder ein anderes Fahrzeug sicher besser, aber je nach Verwendung bereits etwas weniger alltagstauglich. Und für den selben Komfort braucht man bereits den Nugget Plus AD, und der ist länger und die Masse fahrbereit ca. 250 kg höher, d.h. weniger Zuladung und/oder (zumindest bei uns) höhere Steuern.

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01 Jan 2021 17:18 #6524 von di999
Hallo zusammen
Nach ein paar Tagen Wintercamping in der Altjahreswoche hier noch ein Update zur Wintertauglichkeit des Club Joker City.

Gemäss der Westfalia-Betriebsanleitung ist das Fahrzeug bis etwa -10°C wintertauglich, solange es beheizt wird. Wir waren aber etwas unsicher betreffend dem aussen angebrachten Abwassertank und haben diesen mit Frostschutz für Spülwasser- und Abwassertanks angereichert. Die Abwasserbrühe war damit bis ca. -5°C frostsicher. Während 2 Nächten von unserem Campingausflug und bei aufgestelltem Aufstelldach (ohne Mütze und ohne Isolation) sank die Aussentemperatur gemäss der Temperaturanzeige im Armaturenbrett und derjenigen von Aussenthermometern bis auf ca. -9.5°C ab. Die Aussentemperaturanzeige bei der Camper-Zentraleinheit sank aber je nach gewählter Innenraumtemperatur und damit je nachdem, wie stark die Camperheizung heizte, nur auf 0.5 bis -1.5°C ab. Das Fahrzeug stand dabei relativ geschützt: Es lag ca. 1 m Schnee, welcher beim Stellplatz weggeräumt war. Das Fahrzeug stand am Rand des geräumten Bereichs und war damit seitlich durch Schnee geschützt. Scheinbar wird der Bereich im Hinteren Teil unter dem Fahrzeug durch die ausströmenden Abgase und die Abwärme der Dieselheizung so stark aufgeheizt, dass die Temperatur hier 8 bis 10°C über der tatsächlichen Aussentemperatur liegt. Voraussetzung ist, dass das Fahrzeuginnere genügend stark geheizt wird und dass kein starker Wind unter dem Fahrzeug durchbläst.

Bei einer gewählten Innentemperatur von 18°C und einer Aussentemperatur von ca. -9.5°C lag die angezeigte Aussentemperatur bei der Zentraleinheit bei -1.5°C. Nach Auswahl einer Innenraumtemperatur von 19°C stieg sie auf +0.5°C und nach einer erneuten Reduktion auf 18°C sank sie wieder auf -1.5°C. Nach der Wegfahrt (und etwas Herumfahren) lag die am Armaturenbrett angezeigte Temperatur 8°C unter der bei der Camper-Zentraleinheit angezeigten Temperatur. Das Abwasser im Tank ist übrigens nie, auch nicht teilweise gefroren. Es war aber bis -5°C frostsicher abgemischt.

Um bei aufgestelltem Dach eine Innenraumtemperatur von 19°C zu erreichen, heizte die Heizung durchgehend auf sehr hoher (nicht aber auf der höchsten Stufe).

Das Butan-Gas in der Campinggaz-Flasche im geschlossenen Gasfach blieb durchgehend warm genug. Es konnte also immer ohne Einschränkung gekocht werden.

Meine Interpretation:
- Der Camper lässt sich auch ohne Isolation des Faltenbalgs bis ca. -10°C benutzen.
- Bei einer minimal angeforderten Innenraumtemperatur von etwa 19°C und aufgestelltem Dach erzeugt die Heizung unter dem Fahrzeug genug Wärme, so dass der Abwassertank nicht einfriert (vermutlich auch ohne Frostschutz im Abwassertank).
- Wenn das Aufstelldach geschlossen bleibt oder der Faltenbalg isoliert wird, muss die Heizung weniger arbeiten. Dadurch wird unter dem Fahrzeug weniger Abwärme produziert. D.h. der Abwassertank friert in diesem Fall früher ein und es reicht vermutlich nicht bis -10°C. Ausnahme: Der Motor läuft und erzeugt seinerseits Abwärme.

Gruss
Dieter
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30 Jan 2021 17:07 #6735 von di999
Hallo zusammen
Hier nochmal ein Update zu den Erfahrungen mit dem Club Joker City.  

Metallabdeckung vordere rechte Ecke vom Rücksitz (siehe Foto):
Bei etwa -6°C im Fahrzeuginnern ist durch einen anstossenden Gegenstand die Verleimung gebrochen und das Teil ist abgefallen. Die Verleimung scheint nicht genügend kälteresistent zu sein.
Ich habe das Teil mit Outdoor-Leim für Metall und Kunststoff (-20°C bis 90°C) repariert. Nun hält es auch bei Kälte.
 

Boiler:
Der Boiler liegt auf einer Metallplatte auf und ist an dieser mittels zweier Gewindestangen fixiert. An den Gewindestangen war bei meinem CJC je eine Mutter angebracht. Diese beiden Muttern haben sich durch die Vibrationen beim Fahren gelöst und sie sind abgefallen. Auf Anraten eines Westfalia-Händlers habe ich deshalb die Muttern durch Stop-Muttern ersetzt (er hat mir erklärt, sie würden dies bei allen ihren Fahrzeugen standardmässig machen).  

Höhenkit:
Ich habe mir nun ein Höhenkit (Umschalter für zweite Dieselpumpe mit reduzierter Leistung ab 1'500 m Höhe) einbauen lassen. Ich werde dies in einem eigenen Thread beschreiben.  

Gruss
Dieter
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23 Feb 2021 06:58 #6879 von di999
Hallo zusammen
Hier nochmal ein Update zu den Erfahrungen mit dem Club Joker City.

Wintertauglichkeit:
Bei den zeitweilig sehr tiefen Temperaturen diesen Februar konnten wir die Wintertauglichkeit des Club Joker City nun ausgiebig testen.
Fazit: Der Club Joker City ist wintertauglich bis -12°. Bei tieferen Temperaturen bringt man das Aufstelldach ohne Zusatzisolation nicht mehr warm genug, um ohne Winterkleidung zu schlafen. Bei diesen Temperaturen läuft die Heizung dann auch fast durchgehend auf der höchsten Stufe.

Steht das Fahrzeug zudem im Wind bzw. nicht an einem geschützten Ort, dann kühlt es im Bereich des Abwassertanks ebenfalls extrem aus. Ohne Frostschutzmittel im Abwassertank würde dieser also einfrieren. Das Temperaturgefälle in den Küchenschränken ist bei diesen Aussentemperaturen ebenfalls sehr gross. Lässt man den Boiler laufen (z.B. Stufe II), so gibt dieser wegen/dank seiner schlechten Isolation aber genug Wärme ab, dass auch das Frischwasser angenehm temperiert wird. Dies insbesondere, da der Frischwassertank eine besondere Form hat und mit einem kleineren Teil im oberen Bereich über dem Radkasten ins Servicefach und damit zum Boiler hinüber reicht. Bei mehr als 1/3 Füllung hat es da auch Wasser. Und da Wasser von 4°C am schwersten ist und dann vor dem Gefrieren leichter wird und oben aufschwimmt, verhindert dies das Einfrieren des Frischwassertanks, solange das Temperaturgefälle nicht noch viel grösser wird. 

Batteriekapazität:
Nachteil, wenn man den Boiler auf Stufe II und nicht auf F (Frostwächter) laufen lässt: Die Batterie wird leergesaugt. Bei -8°C Aussentemperatur und vorher die Batterie nur mit Herumfahren geladen (VW T6, Euro 6c, Start/Stop ausgeschaltet und dann Heizung auf 18°C, Boiler Stufe II, Kühlschrank Stufe I, 1 Samsung Galaxy A50 geladen) sank die Anzeige der Batterie (nur 1 Originalbatterie 95 Ah) von Nachmittags um 15.30 h bis am nächsten Morgen um 09.30 h bis auf den zweitletzten Balken (bereits etwas blinkend) ab. Ohne Boiler zeigt das Display nach dieser Zeit noch 4 Balken an. 

Abwassertank:
Vor der Abfahrt hatten wir noch etwas Wasser durch den Abwassertank laufen lassen und erst dann das Ventil geschlossen. Beim Fahren bildeten sich am Ablassventil deshalb Eiszapfen und der Strassendreck (Salzwasser mit Dreck) blieb im Ablasshahn hängen. Auf der Entsorgungsstation lief deshalb nur noch ein dünnes Rinnsal aus dem Abwassertank – es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, den Tank zu leeren. Beim nächsten Versuch, zu leeren, tropfte es nur noch heraus, der Tank wurde nicht mehr leer. Abhilfe schaffte das Einführen eines Haushaltsgreifers in den Ablasshahn. Einmal Reinfahren und wieder Herausziehen, und das Wasser lief wieder ab. Und dies viel schneller als selbst nach der Fahrzeugübernahme. Aktuell läuft das Wasser so schnell ab, dass ein unter den Hahn gestellter Kessel nach Öffnen des Ventils in wenigen Sekunden voll ist. Ein Reinigen dieses Hahns scheint also Wunder zu bewirken. 

Entleeren des Frischwassertanks:
Wird der Frischwassertank an der Entsorgungsstation geleert, so bleiben noch etwa 3 l Wasser im Tank. Nach etwa 2 km Herumfahren geht diese Menge auf 0.3 l zurück. Diese Wassermenge bleibt aber auch nach 300 km Fahrt noch im Tank zurück. D.h. die Pumpe (eine COMET VIP-PLUS) steht im Wasser, wobei das Wasser nur knapp bis zum Ansaugloch reicht (die Pumpe steht ja auf Zapfen von mehreren mm Höhe – vgl. Foto). Steht das Auto draussen und es gefriert, dann gefriert dieses Wasser auch. Inzwischen trocknen wir deshalb den Frischwassertank nach dem Entleeren noch mit einem sauberen Schwamm aus. Dabei kann auch der Bakterien/Algenfilm, welcher sich bei Gebrauch sofort an der Tankwand und an der Pumpe bildet, und welcher auf dem Pumpenfoto als brauner Belag sichtbar ist, gleich von der Tankwand entfernt werden (dazu braucht es aber lange Arme). 

Quietschen im Fahrzeug:
Auf den durch Frostschäden aktuell sehr holperigen Schweizer Nebenstrassen trat im Innern des Fahrzeuges ein immer stärker werdendes Quietschen auf. Wir haben sehr lange gesucht, bis wir die Ursache dieses Geräusches gefunden haben: Die Schubladen sind mit Dämpfern ausgestattet, welche die Schubladen beim Fahren vor einem «Schäppern» abhalten sollen. Dafür hat der Dämpfer der Schublade über dem Kühlschrank (vgl. Foto) gequietscht. Dieses Quietschen hat sich beim Fahren auf holperiger Strasse aufgeschaukelt bis es unerträglich wurde. Etwas WD40 hat hier Wunder gewirkt. 

Gruss Dieter
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17 Sep 2022 19:36 #10378 von Pilatus
Was ich nun bei den ersten Nachfüllungen des Wassertanks, wie andere auch, gemerkt habe: Es läuft immer Wasser an der Küchenstirnwand runter in den Spalt zwischen Boden und Carosserie - mit viel Lappen und Tüchern kann man Abhilfe schaffen.

Oder, für Unterwegs eine platzsparende Auffüllte-Tüte mit Schlauf benutzen, bspw. von Ortlieb mit abgeschnittenem Source-Trink-Schlauch.
Mit dem 10 L Sack muss man halt 3-4 mal nachfüllen, aber es geht ohne das was daneben geht.
Es dauert etwas bis das Wasser durch den dünnen Schlauch in den Tank fliesst, ca. 1-2 Minuten pro 10L Füllung.

 

 

 
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19 Sep 2022 07:57 #10386 von Ursel
Ich hatte das Problem anfänglich auch, hab verschiedene Varianten versucht, keine war sauber. Bis mir der Werkstattmeuster den Tipp gab, ein Stück Gartenschlauch (ca. 20cn)  abzuschneiden. Das Stück steck ich nun in die Öffnung, daran 'schkiess" ich unseren Trinkwasserkanister an, dessen gießventil wunderbar da rein passt, und schon läuft nichts mehr daneben. Das gleiche Stück Schlauch hab ich auch für Frischwasser für meinen Gardena Anschluss, so dass ich im Zweifelsfall immer sicher sein kann, keine Verunreinigungen zu erwischen.
Viele Grüße aus Frankreich Ursel 

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21 Sep 2022 08:34 #10401 von di999
Zum Wassereinfüllen benutzen wir das Bandrup Wassereinfüllset für VW California T5/T6. Es passt auf den Faltkanister von Bochnia (z.B. 12l) oder auf den Heusser Faltkanister (15l). Zum transportieren passen der Faltkanister von Heusser und das Einfüllset in das Fach unter der Spüle. Und beim Einfüllen läuft ebenfalls kein Wasser in den Fahrzeuginnenraum.

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