Hallo zusammen,
hier sind ein paar Erfahrungen mit dem Michelangelo bei einer Winterreise mit Temperaturen bis -30°C.
Laut Handbuch ist der Michel bis -10°C zu verwenden, wenn der Innenraum beheizt wird. Vor der Reise habe ich das getestet und dazu einen Temperatursensor zwischen Frischwassertank und Außenblech des Michels platziert. Damit kann ich an der Position die Lufttemperatur messen, denn der Temperaturfühler hat keinen direkten Kontakt zum Tank. Er hängt nur provisorisch mit Klebeband fixiert an seinem Kabel bis in den unteren Bereich des Tanks herab. Bei -10°C und beheiztem Innenraum sind an der Stelle einige °C plus und die Butangasflasche gibt auch noch Gas zum Kochen ab. Das Handbuch stimmt also
Wenn die Temperaturen deutlich tiefer als -10°C werden, muss der Bereich zwischen Außenblech und Frischwassertank beheizt werden. Dafür habe ich einen 80mm Luftheizungsschlauch beschafft und den Einlass des Schlauches am Auslass der Standheizung hinter dem Fahrersitz positioniert (Foto). Der Schlauch geht dann zwischen den hinteren Sitzen hindurch und mündet an der Klappe für die Bordbatterie. Die Klappe lässt sich leicht ausbauen und wurde provisorisch durch ein Stück Wellpappe ersetzt, das über der Öffnung der Klappe mit Klebeband fixiert wurde. Der Heizungsschlauch ragt durch eine Öffnung in der Pappe in den Raum der Bordbatterie. Von dort aus ist Durchgang zum gesamten Bereich hinter dem Schrank, also zum Frischwassertank und auch zum Gasflaschenbehälter. Hier strömt jetzt relativ trockene Luft ein, die von der Standheizung außen angesaugt und erwärmt wird. Das ist wichtig, den die Feuchtigkeit der Luft würde auf der Innenseite des Blechs des Michel kondensieren und dort eine anwachsende Schicht Eis aufbauen. Mit der beschriebenen Methode ist das nicht der Fall, das kann man über die rückseitige Klappe des (Kleider-) Schranks überprüfen. Den Abwassertank habe ich bei der Reise nicht verwenden können. Er liegt ja unter dem Fahrzeug und lässt sich nicht beheizen.
Den Einlass des provisorisch angebrachten zusaätzlichen Heizungsschlauches habe ich nur teilweise überlappend mit der Auslassöffnung platziert. Eine Überlappung von etwa 10% ist schon ausreichend. Die Lufttemperatur am Tank schwankt dann zwischen etwa 30°C und 5°C, je nach Außentemperatur und Aktivität der Standheizung. Mit der Anordnung hatte ich keine Probleme mit dem Butan-Gas oder einfrierenden Wasserleitungen. Das ist natürlich ein Provisorium, ist ja klar. Wer will schon dauerhaft einen 80mm Heizungsschlauch im Fußraum haben. Aber man ist ja auch nicht dauerhaft bei strengem Frost unterwegs.
Bei Kälte ist Kondenswasser innen im Bus häufig ein Problem. Wenn es richtig kalt ist, dann bildet das Kondenswasser Eis auf der Innenseite der Scheiben. Das ist dann richtig nervig, weil man morgens nicht losfahren kann. Innen eiskratzen ist doof. Die Luft im Innenraum des Michel ist zwar relativ trocken, da die Standheitzung Außenluft ansaugt, erwärmt und ins Innere abgibt. Dennoch hatte ich bei Verwendung der mitgelieferten Verdunkelung morgens Eis auf der Innenseite der Scheiben. Ich habe dann als Abhilfe nachts eine Picknickdecke außen auf die Windschutzscheibe gelegt und damit das Problem behoben. Die Picknickdecke ist eine Art Fleece mit wasserdichter Schicht auf der Unterseite. Ich habe die Decke einmal gefaltet, so dass der Fleece innen liegt und die wasserdichte Schicht auf der Außenseite ist. Die Picknickdecke wurde dann noch mit einer Alu-Windschutzscheibenabdeckung aus dem Baumarkt fixiert, damit sie bei Wind nicht weggeweht wird. Damit ist die Windschutzscheibe so warm geblieben, dass sich weder Kondenswasser noch Eis auf der Innenseite gebildet haben.
Ich bin jeden Tag mindestens 100km gefahren (meist deutlich mehr), so dass die Starter- und die Bordbatterie immer gut geladen waren. Der Michel springt dann auch nach einer Stunde Pause bei -26°C und leichtem Wind noch einwandfrei an. Nach einer Nacht bei -20°C ebenso. Während der Fahrt hatte ich bis -30°C, das ist dann die Komfortgrenze für die Heizung des Inneraums über den Motor. Ich hatte vor der Reise den Frostschutz der Kühlerflüssigkeit auf -35°C einstellen lassen (Werkstatt), damit der Kühler nicht einfriert.
Die Standheizung schafft maximal etwa 40 Grad Unterschied zwischen Innen und Außen. Bei -20°C Außen hat man also noch etwa +20°C innen. Das Aufstelldach habe ich währen der Reise nicht genutzt, wobei aber sehr positiv ist, dass das Dach eine Wärmeisolierung hat und die Kälte damit eher von unten als von oben kam.
Die Steuerung der Heizung über den Temperaturfühler funktioniert aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend. Der Fühler misst eine Mischung aus der Temperatur der Innenluft und der Temperatur der Karosserie bzw. der Scheiben, neben denen er montiert ist. Je nachdem, ob der Tisch oder das Bett aufgebaut sind, ist die Anströmung des Sensors von der Standheizung unterschiedlich und das führt zu erheblichen Änderungen der Leistung von der Standheizung, die sehr störend sind. Ich habe sehr viel getestet, welche Soll-Temperatur ich einstellen muss, damit die Standheizung konstant läuft und weder abschaltet noch bei höheren Leistungsstufen (und damit höherem Geräuschpegel) läuft.
Ich hätte da eine große Bitte an Westfalia: Ermöglicht doch die direkte Einstellung der Stufen der Standheizung über die zentrale Steuerung! Insbesondere nachts ist die Schwankung der Außentemperatur häufig nur gering. Wenn dann die Standheizung euf einer festen Stufe läuft, ist die Schwankung der Innentemperatur ebenfalls gering. Die direkte Einstellung einer festen Stufe würde dann aber dafür sorgen, dass das Gebläse der Heizung konstant läuft oder auch dass die Heizung sich nicht vollständig abschaltet, wenn Draußen nur herbstliche Temperaturen sind.
Die zweite große Bitte an Westfalia: Isoliert doch die Bereiche hinten im Fahrzeug auf beiden Seiten. Schon bei herbstlichen Temperaturen kommt die Kälte vom Laderaum hinten in den Sitzbereich, was den Komfort sehr einschränkt. Klar, der Michel ist nicht explizit als Wintercamper gedacht. Dennoch wäre eine Isolierung mit geschlossenporigen Materialien gut, weil der Komfort deutlich gesteigert würde und auch die Bildung von Kondenswasser bzw. Eis hinter dem Schrank und hinter den Einbauten auf der Beifahrerseite hinten verhindert würde!
Viele Grüße,
Daniel